Das feuchte, enge Stemgeroölbe wurde von der Blendlaterne, die Adelgunde geheim bei sich trug, nur wenig erhellt. Niedergesunken auf elendes Strol) lag eine frau.
Ängstlich erhob die Firme das bleiche Haupt und schaute die Eintretende voll Derzroeislung an. „Du hier, Helena, liebe Freundin!“ rief das fräulein von Bärenfeld. „Hab Erbarmen, Adelgunde! rette mich, und führe mich zu Bernhard, meinem geliebten manne!“ „fürchte dich nicht, Helena, ich komme, dich zu retten. Doch wir müssen eilen, der Augenblick ist kostbar.“
Die zwei freundinnen näherten sich wortlos einem engen Pförtchen nahe dem Haupttore. Adelgunde öffnete mit einem heimlichen Schlüssel, und schnell huschten sie beide hinab in den Garten. Burkhard sah sich eine weile um. Es war alles ruhig. Rasch eilte er den fliehenden nach, zugleich von autzen das Törlein verschließend, damit die Verfolger mindestens einige Zeit aufgehalten würden. Der Garten war von einer hohen Mauer umgeben. Inwendig von der Mauer hing eine Strickleiter herab. Mit dieser erreichten die flüchtlinge das freie und schlugen einen wildverwachsenen Pfad ein, der sich südlich hinab bog.
Erst als sie eine ziemliche Strecke von Bärenfels entfernt waren, erzählte Helena, wie es ihr ergangen. Bernhard von Öflingen, erst seit kurzem Helenas Gemahl, war mit seiner geliebten Gattin nach seinem Stammschloß gezogen. Unterhalb Hasel fiel plötzlich ein Haufe, gleich Räubern, über den kleinen unvorbereiteten Zug. Bernhard, von einem gewaltigen hiebe getroffen, stürzte nieder. Helena, seine unglückliche Gattin, wurde auf einem schnellen Rosse davongeführt. „Ach, wenn die Unholde den Geliebten getötet, oder wenn er unter Schmerzen einsam sterben mühte!“ schloß Helena und fing an zu weinen, „welche Untat,“ rief Burkhard, indem er wie zur Rache die saust erhob.
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Extrahierte Personennamen: Helena Bernhard Helena Burkhard Helena Bernhard_von_Öflingen Bernhard Helena Helena Burkhard
mir, was hatt du denn vor?" hauhner berichtete nun, wie er in Raufbeuern eine reiche Bürgertochter kennen gelernt habe, mit deren Geld er seinem baufälligen Schlosse und seinen öden Ländereien wieder aufhelfen wollte. Er sei aber bei der Brautwerbung abgewiesen worden, wogegen einem jungen Edlen von dort, Otto von Rrehling, das Fräulein zugesagt worden sei. Darum wolle er der Stadt Raufbeuern einen pebdebrief senden, „fiomm!“ rief voll wilder Freude friedinger, „ich schreibe den pebdebrief in deinem Damen und du kritzelst dein Handzeichen darunter.“
2.
Der Brief wurde unverzüglich abgeschickt, und friedinger traf alsbald flnstalten, hohenkrähen in Derteidigungsttand zu setzen. Durch ihre Kundschafter erhielten die Ritter jetzt Nach-
richt, datz einige Handelsleute aus Raufbeuern auf der Heim= kehr aus der Schweiz begriffen feien, hauhner legte sich mit einem Haufen Reisigen in den Hinterhalt, überfiel die sorglos ihres Weges Dahinziehenden, welche von einer fehde keine
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5.
Idütend stand der alte Rosenberger auf den Mauern und eilte von einem wall zum andern, flber seine Schar war zu klein, um sich gegen die Verbündeten genugsam verteidigen zu können. Schon schleppt er das fräulen von Detten an die Brüstung der Mauer, schon will er sie, da man um ihretwillen gekommen ist, um seine Burg zu brechen, wutentbrannt in die Spiehe und Hellebarden der Angreifenden hinunterstürzen, da wirft sich ihm sein Sohn entgegen. Mit kräftigem Rrme umschlingt er die verzagende, und mit gewaltiger Hand hält er den rasenden Vater von ihr ab. ln diesem Augenblick sind die Tore eingeschlagen, die Mauern erstiegen. Don allen Seiten strömen die Stürmenden heran. Die Burg ist genommen, die Gefangenen sind errettet. Die Räuber werden in Bande geschlagen. Das fräulein aber fällt aus einer freude in die andere; denn siehe, den Stürmenden voran eilt ihr Verlobter, Cuz Schott, voll Wonne drückt er die schmerzlich vermiete, die überall gesuchte, die nun glücklich gerettete Braut an fein treuliebendes herz.
ln gerechtem Grimme fingen die Sieger nun an, die Türme zu brechen und die Mauern zu schleifen. Die Burg wurde verwüstet. Die Rosenberger vertrieb man aus ihren Besitzungen, nachdem zuvor auch die Burg zu Oberschüpf eingenommen, geplündert und zerstört worden war.
O. Sd)ön!)utl), Burgen und Möller von Baden.
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— 18 —
Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bruder recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einweihungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Angelegenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, fiel er in Ungnade und starb 1029.
Papst Leo Ix.
(1002—1054.)
Heinrich Ii., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; ihm folgte Konrad Ii. von Franken. Er hatte oft gegen aufständische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich Iii. Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen Leo Ix. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs
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Extrahierte Personennamen: Werner Werner Werner Leo_Ix Leo Heinrich_Ii Heinrich Konrad_Ii Konrad Heinrich_Iii Heinrich Leo_Ix Leo Bruno Hugo Bruno
190 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
die 6 m langen Speere der fünf ersten Glieder ragten über die Front hinaus, während die hinter dem fünften Gliede folgenden Reihen dieselben aufrecht auf die Schultern der Vordermänner legten, um dadurch gegen die heranschwirrenden feindlichen Geschosse eine Schutzmauer für die Hinteren Glieder zu bilden und die Schwenkungen der schwerfälligen Masse zu erleichtern. Zu der Phalanx gehörten auch Reiterei und Leichtbewaffnete, welche sich entweder auf den Flügeln oder hinter der Front aufstellten. Ursprünglich bestand die Phalanx aus 4000 Mann, Philipp verdoppelte sie, und Alexander vermehrte sie auf 16000 Man».
ß. $0. Die gricdiiftfieii Frauen.
1. Die homerischen Frauen. In der Ilias und Odyssee treten uns mancherlei Frauengeftalten entgegen, deren Los ein glücklicheres gewesen fein muß, als das der orientalischen Frauen. Die Griechen der Heroenzeit schätzten in den Frauen die klugen, verständigen Lebensgefährtinnen, welche dem Hauswesen vorstehen und die sorglichen Pflegerinnen der Jugend sind. „Jeder Mann, der klug und weise ist, liebt und pflegt seine Frau'', sagt der göttliche Achilleus. „Nichts ist besser, nichts erfreulicher," äußert der herrliche Dulder Odysseus, als er die königliche Phäakentochter Nausikaa spricht, „als wenn Mann und Frau einträchtigen Sinnes sind und ihr Haus verwalten, zum Verdrusie ihrer Feinde, zur Freude der Wohlgesinnten/' Mit Liebe und Glück bei Kalypso überhäuft, hat Odysseus nur einen sehnlichen Wunsch, heimzukehren zu Penelope, seinem treuen Weibe, welches die Bewerbungen aller Freier hinzuhalten weiß, weil sie trotz der langen Abwesenheit ihres Gemahls die Rückkehr desselben erwarten will. Wie liebte Menelaos die schöne Helena, selbst als sie, durch die Künste der Aphrodite bethört, das Haus des Gemahls treulos verlassen hatte! Sie selbst empfindet Reue über ihr Vergehen, und nachdem Troja gefallen war, kehrt sie wieder nach Sparta zurück und waltet, wie vordem, im Hause des Menelaos als verständige und geachtete Hausfrau. Kein schöneres Bild reiner Weiblichkeit und aufrichtiger Liebe läßt sich ausdenken, als das ist, welches Homer im Charakter der Andromache aufgestellt hat. Ihr Gatte und ihr Sohn sind ihr alles; wie zittert und zagt sie, wenn Hektor in die Schlacht eilt! wie stolz blickt sie aus ihn herab, wenn sie ihn als den Tapfersten von allen geehrt sieht! wie unaussprechlich ergreifend sind ihre Klagen, als der unerbittliche Tod ihr den teuren Gatten entrissen hat! Arete, die Gemahlin des Alkinous, wird von
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alexander Alexander Odysseus Odysseus Helena
119
Wilhelm 1., der Groe. 1861-1888.
58. Prinz Wilhelm bis zu seinem Regierungsantritt.
1. Wilhelms I. Jugend. Wilhelm I. wurde am 22. Mrz 1797 als der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Knigin Luise geboren. In seinem zehnten jhre erlebte er den Zusammenbruch des preuischen Staates. Hn den Trnen seiner Mutter und dem be-kmmerten Gesicht seines Vaters erkannte der Knabe das Unglck, das Preußen betroffen hatte. (Er mute mit seinen (Eltern bis Memel fliehen. Unauslschlich prgten sich die Erlebnisse jener traurigen Flucht seiner (Erinnerung ein. Im Jahre 1810 verlor er seine geliebte Mutter 5uise. Hber ihr Bild lebte in seiner Seele fort und war ihm ein Trost und ein Sporn in den Tagen der Prfung. Schon frh zeigte der Prinz ein ernstes, verstndiges Wesen. Die groe Zeit der (Erhebung gegen Napoleon I. verlebte er mit seinem Vater in Breslau. Wegen seiner zarten Gesundheit durfte er zu seiner Betrbnis erst nach der Schlacht bei Leipzig am Befreiungskriege teilnehmen. Durch einen mutigen Erkundigungsritt mitten durch den feindlichen Kugelregen verdiente er sich den russischen Georgsorden und das (Eiserne Kreuz. Hn der Seite seines Daters zog er mit den siegreichen Truppen in Paris ein. 3m Jahre 1815 wurde Prinz Wilhelm eingesegnet; bei seiner Konfirmation gelobte er: Meine Krfte gehren dem vaterlande. Ich will so viel Gutes stiften, als in meinem vermgen steht." Nach der Rckkehr Napoleons von Elba nach Frankreich rckte der Prinz noch einmal ins Feld, und zum zweiten Male zog er mit dem siegreichen Heere in die franzsische Hauptstadt ein.
2. Prinz Wilhelm bis zu seinem Regierungsantritt. Solange sein Dater lebte und während der Regierung Friedrich Wilhelms Iv. widmete sich Prinz Wilhelm mit besonderer Dorliebe dem Heerwesen, und mit freudigem Stolze erblickte das Heer in dem ritterlichen Prinzen ein Dorbilb kriegerischer Tchtigkeit. Im Jahre 1829 vermhlte er sich mit der Prinzessin Hugusta von Sachsen-Weimar. Zwei Kinder wurden ihnen geboren, Friedrich Wilhelm, der sptere Kaiser Friedrich, und Luise, die sptere Gemahlin des Groherzogs Friedrich von Baden. Da Friedrich Wilhelm Iv. kinderlos war, so erhielt Prinz Wilhelm im Jahre 1840 als der vermutliche Thronfolger den Titel Prinz von
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelms_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Napoleon_I. Wilhelm Napoleons Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Wilhelm Hugusta Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrich Luise Friedrich_von_Baden Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Leipzig Paris Napoleons Elba Frankreich Sachsen-Weimar
— 156 —
Wer kommt? Wer? —
Hurra, die Vierundsechziger.
Hurra, die sind wieder breiter und stärker,
Das macht, es sind richtige Uckermärker.
Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel.
Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere.
Fünfzig dänische Feuerschlünde
können nichts gegen Prenzlau und Angermünde.
Wer kommt? Wer? —
Füsiliere, Fünfnnddreißiger.
Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder!
Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. —
Die flinken Berliner sind vorbei.
Wer kommt? Wer? —
Hurra, unsre Sechziger.
Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze.
Hut ab und heraus die Tücher!
Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser.
Fest ist ihr Tritt, frank und frei.
Major von Jena ist nicht mehr dabei.
Wer kommt? Wer? —
Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren,
Paukenwirbel und Fanfaren.
Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.
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Eine Mutter auf dem Schlachtfelde von Tannenberg. Der ostpreuß. Landmann. 41
wand sich weich um ihre Härte, blühende, rote Erika, so rot wie ihr Herzblut. Eine weihevolle Rede eines Kameraden, ein gemeinsamer Gesang, eine Ehrensalve — das war das Grab von Tannenberg.
Viktor y. Strantz, „Im Kampf gegen die Russen 1914/15."*)
25. Eine Mutter auf dem Schlachtfe!de von Tannenberg.
A. Miehlke.
Wo ruht mein Sohn? Kein Kreuzlein kann's bekunden, der blutgetränkte Friedhof ist zu groß, so viel gefall'ne Helden birgt sein Schoß! —
Es weiß nur Gott, wo er sein Grab gefunden! —
O du, mein Sohn, mein Trost in bittern Stunden, hier, wo ich stehe, traf dich das Geschoß, hier war es, wo dein junges Herzblut floß aus — ach! — so schweren und so tiefen Wunden.
Und doch, dein Blut ist nicht umsonst vergossen; für uns'rer Ostmark Freiheit ist's geflossen, auf der der schwere Fuß des Feindes stand. —
Schlaf wohl, mein Sohn, da unten du in Frieden!
Dir ward ein bess'res Los als mir beschieden:
Du starbst den schönen Tod fürs Vaterland!
„Kbg. Woche."
26. Der ostpreußische Landmann spricht:
Nun liegt auf meinem Ackerland ein deutsch Soldatengrab, und wieder zieht mein blanker Pflug die Furchen auf und ab.
Es soll'n auf dem Soldatengrab die schönsten Blumen blüh'n, und dicht umpflanzen will ich es mit jungem Fichtengrün.
Ja, wisset, die ihr drunten schlaft, daß wir euch dankbar sind, und euer Grab soll heilig sein bei Kind und Kindeskind.
_____________ Reinhold Braun in: „Kbg. Woche."
*) Vaterländische Verlagsanstalt Wilhelm Köhler. Minden i. W. Preis 90 Pf. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 4
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Extrahierte Personennamen: Erika Tannenberg Viktor_y Viktor Reinhold_Braun Wilhelm
136 Die Kaiserlichen Prinzen im Felde. Dem deutschen Kronprinzen.
ist doch auch der Oskar. Wie macht er sich denn?" — Der junge Offizier: ,,£), ganz gut." — Der Reserveleutnant: „Der muß doch auch hier sein." — Der junge Offizier: „Jawohl, er steht vor Ihnen." — Unser Reserveleutnant bekam natürlich keinen kleinen Schreck und redete den Prinzen Oskar von Preußen, denn der war der junge Offizier, sogleich mit Kaiserliche Hoheit an.
Prinz Joachim ist im Kampfe für sein Vaterland bereits verwundet worden. Darauf ist er und sein General Hindenburg gleich stolz.
Daß auch der Herzog Ernst August von Braunschweig drauf und dran geht, sagte seiner Gemahlin, der Herzogin Viktoria Luise, ein Soldat auf drollige Weise. Als die Herzogin hörte, daß einer der Verwundeten ihren Gemahl im Felde gesehen habe, erkundigte sie sich danach, wie der Herzog denn ausgesehen hätte. Unerwartet kam von den Lippen des Soldaten die Antwort: „Sehr schmutzig — Königliche Hoheit!" Weil damals im Felde schlechtes Wetter war, kann man sich leicht erklären, wie der Soldat zu dieser Antwort gekommen ist. Herzog Ernst August pflanzte auch als Erster persönlich die deutsche Fahne in einem eroberten belgischen Fort (spr. for)*) auf. — Noch ein hübsches Erlebnis wird uns von einem Kaisersohne erzählt, dessen Name nicht genannt wird. Ein Sohn unseres Kaiserpaares fuhr bei dem Transport der Truppen nicht, wie der englische General French, im Salonwagen, sondern im Güterwagen, mitten zwischen seinen Soldaten, mit denen er sich auf das beste unterhielt. Daß unsere braven Streiter sich über die Gesellschaft ihres Kameraden „Königliche Hoheit" königlich gefreut haben, versteht sich von selbst. Sie nutzten diese Kameradschaft auch weidlich in harmloser Weise aus, denn so viele Ansichts- und Feldpostkarten dürfte der hohe Offizier und Hohenzollernprinz lange nicht unterschrieben haben.
Nach Gustav Schlipköter, „Fürs teure Vaterland." Verlag Friedr. Burchard.
Elberfeld-Sonnborn.
79. Dem deutschen Kronprinzen.
Kurt von Nohrscheidt.
1. .Du hast so was im Auge und hast's im Angesicht,
so was vom Alten Fritzen, das eigen zu uns spricht.
2. Um deine Stirne leuchtet ein Abglanz alten Ruhms, doch nein, es ist die Sonne des neuen Heldentums.
3. Dein' Herz ist kühn verwegen, dein Herz ist hochgemut.
Hurra, du junger Degen!
Hurra, du stürmend Blut!
*) Fort — kleine Festung.
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Extrahierte Personennamen: Joachim Hindenburg Ernst August Viktoria_Luise Ernst August Gustav_Schlipköter Gustav Burchard Kurt_von_Nohrscheidt
Russische Greuel in Ostpreußen.________________________21
erweichte. Er öffnete bte ^erschlossene "-Lür und erlöste bte unglücklichen Bewohner von dem qualvollen Feuertobe.
In Orteisburg baben bte Russen in einem Gebäube fünf Nervenkranke eingeschlossen und verbrannt, in Angerburg 13 Personen erschossen, barunter acht Männer, bte mit Stricken zusammengebunbm waren.
Auf einem Gutchof bei Szittkehmen würde der alte Besitzer erschlagen. Der Feind nötigte die Wirtin, ihm Speisen und Getränke zu bringen. Als alles aufgezehrt war, mußte sie in einer Gasse, die von russischen Sotbaten mit aufgepflanztem Bajonett gebilbet worben war, Spießruten laufen. Dabei
würde sie schwer verletzt.
In Schillehrten im Kreise Pillkallen und in einem Dorfe des Kreises Stallupönen erschossen bte Russen eine Reche von Bewohnern, barunter Frauen und Ktnber, nach vorheriger Mißhanblung. Der Grunb hierzu war die unwahre Behauptung, daß aus dem Dorfe geschossen worben sei.
In dem Kreisorte Heinrichswalbe mußten alle Einwohner vor einem russischen Rittmeister stunbenlang knieen. Darauf suchte er sich unter den Männern bte Jünglinge und Beamten heraus und ließ sie mit der Knute in grausamer Weise auspeitschen.
Als die Russen in das Dorf Santoppen einzogen, fanb gerabc ein Begräbnis statt, zu welchem die Kirchenglocken läuteten. Sie behaupteten nun, es sei Sturm geläutet worben, und töteten daher 21 Bewohner.
In Rabszen im Kreise Pillkallen zünbeten bte Russen fast alle Gebäube an, so daß im Augenblick beinahe das ganze Dorf in Flammen aufging. Auf bte unglücklichen Bewohner würde mit Hieb- und Stoßwaffen losgegangen. Getötet würden zwei Männer und acht Frauen.
In Abschwangen im Kreise Preußisch-Eylau richteten bte Russen am 29. August 1914 unter den Einwohnern ein entsetzliches Blutbab an. An dem Tage sollen zwei beutsche Kürassiere auf ein russisches Auto geschossen haben, in dem sich zwei Offiziere befanben. Die Russen behaupteten jebocl), Zivilpersonen hätten solches getan. Daher töteten sie bte Hälfte der männlichen Einwohnerschaft über 15 Jahren, etwa 40 an der Zahl. Unter den unschulbigen Opfern 6 es an b sich auch ein 80 Jahre alter Mann. Herz-zerreißenb war der Jammer der Frauen und Ktnber, welche bte Greueltat mit ansehen mußten. Die anbere Hälfte der männlichen Dorfbewohner würde nur durch das unerschrockene Auftreten des Amtsvorstehers Graap, sowie durch bte Bitten und Tränen der Frauen und Ktnber vom sicheren Tode gerettet. Die von den Russen erschossenen Bewohner stnb in der Nähe einer tausenbjährtgen Eiche (Naturbenkmal) beerbigt, bte auf dem Kirchhofe in Abschwangen steht.
Der Lanbrat des Kreises Labiau berichtete unter anberem folgenbes: „Soeben komme ich von der Fahrt in den Teil meines Kreises, den bte Russen heute geräumt haben. Gleich in dem ersten größeren Dorfe, Groß Baum, in dem ich den 85 jährigen Amtsvorsteher suche, ftnbe tch nur einen Hügel vor seiner Tür und ein Brettchen mit der Aufschrift:,Erschossen am 3. September? Er ist getötet worben, als er ein Mäbchen vor einem russischen Soldaten
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